Bahr ist in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts Vordenker und Architekt der Ost-, Entspannungs- und Friedenspolitik Willy Brandts gewesen. Als Baumeister der Ostverträge hat der SPD-Politiker den Grundstein zur Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ zwischen dem Ostblock und der westlichen Welt gelegt. Egon Bahr hat durch seine herausragenden Leistungen schon zu Lebzeiten historische Bedeutung erlangt. Er ist eine europa- und weltweit hoch geachtete Persönlichkeit, auf die Deutschland mit Verehrung blicken kann.
Der Preisträger habe weitsichtige Konzeptionen und Strategien zur Überwindung des Ost-West-Konfliktes entwickelt und in Ost und West durchsetzungsfähig gemacht, heisst es in der Verleihungsurkunde. Egon Bahr sei es gewesen, der die Neue Ostpolitik des Außenministers und späteren Bundeskanzlers Willy Brandt strategisch konzipierte, operativ durchdachte und gegen massive Widerstände konsequent umsetzte. Sein unermüdliches friedenspolitisches Engagement habe maßgeblich zur Ost-West-Entspannung und zur friedlichen Beendigung des Kalten Krieges beigetragen:
“Durch die Politik des „Wandels durch Annäherung“- insbesondere in den Beziehungen zur Sowjetunion und zu Polen – konnte die erstarrte Ost-West-Konfrontation allmählich in eine Kooperation umgewandelt werden. Zentrales Anliegen der von Egon Bahr vorangetriebenen Politik war die Überwindung von Vorurteilen und Feindbildern zwischen den Konfliktparteien. In den 1980er Jahren, als in der Auseinandersetzung um die Raketen-Rüstung die alten Muster der Ost-West-Konfrontation auf militärstrategischer Ebene wieder aufgegriffen wurden, gelang es ihm, eine vermittelnde deutsche Position zu schaffen. Die Konzepte einer „Gemeinsamen Sicherheit“ und der „Strukturellen Nichtangriffsfähigkeit“ haben das gegenseitige Misstrauen vieler Länder in Ost und West abgebaut, Abrüstungsprozesse und –verträge möglich gemacht und damit eine solide Basis für den Ausbau der Europäischen Gemeinschaft geschaffen.