Mit dem Preis würden die besonderen Verdienste des Instituts um die konzeptionelle Aufarbeitung und kreative Entwicklung friedenspädagogischer Erkenntnisse sowie deren praxisorientierte Umsetzung und Verbreitung gewürdigt, heißt es in der Verleihungsurkunde.
„Das Institut hat sich seit seiner Gründung 1976 als friedenspädagogische Serviceeinrichtung Nummer 1 der Bundesrepublik etabliert; seine Arbeit findet auch im internationalen Kontext große Anerkennung. Schon frühzeitig war es ein zentrales Anliegen des Instituts, Friedenserziehung zum festen Bestandteil von Kultur und Bildung, Gesellschaft und Politik in der Bundesrepublik zu machen. Ziel war der Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur für Friedenspädagogik. Im Mittelpunkt der vielfältigen und internationalen Projektarbeiten steht seit Jahren die systematische Entwicklung von Lernräumen und Lernmedien, z.B. durch Internetplattformen für Kinder und Jugendliche oder Qualifizierungsangebote für pädagogische Multiplikatoren“.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Edelgard Bulmahn, sagte zur Arbeit am Tübinger Institut, in besonderer Weise sei sie durch die Verbindung von Theorie und Praxis, eine methodische Offenheit und eine Vielfalt praktischer Ansätze gekennzeichnet. Die theoretische Analyse von Konflikten diene dem Zweck, typische Konfliktstrukturen zu erkennen, hierfür generalisierbare, auf verschiedene Konfliktlagen anwendbare Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und diese in der Praxis zu vermitteln.
So verstehe sich das Institut vor allem auch als friedenspädagogische Servicestelle mit dem zentralen Anliegen, die Friedens- und Konfliktfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern und den Friedensgedanken in Staat und Gesellschaft zu verankern. „Das Institut möchte dabei ganz bewusst Menschen zur Einmischung in Politik und Gesellschaft ermuntern, denn für Uli Jäger und Günter Gugel ist Frieden nichts Abstraktes. Friedenserziehung zielt für sie letztlich auf unser Handeln im Alltag, auf unsere Fähigkeit Konflikte zu erkennen und friedlich zu lösen“.
Bulmahn ging in ihrer Laudatio auch auf die Situation in der Ukraine und auf der Krim ein. Eine Verschärfung der Konfrontation müsse unter allen Umständen verhindert werden. Sonst würden viele Jahre konstruktiver Zusammenarbeit für mehr Sicherheit in Europa zunichte gemacht, am Ende drohe womöglich eine erneute Spaltung Europas. Abweichend von ihrem Redemanuskript sagte Bulmahn: „Es ist völlig klar, dass Russland kein Recht hat, sein Militär jenseits der Vereinbarungen über die russische Schwarzmeerflotte auf ukrainischem Hoheitsgebiet einzusetzen. Russland muss die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine achten. Auf der anderen Seite muss aber auch die neue politische Führung in Kiew klare Signale setzen, dass sie die Rechte und Interessen aller Ukrainer schützt. Dazu gehört insbesondere ein unzweideutiger Schutz der Rechte von Minderheiten einschließlich der Nutzung von Sprachen“.
Für den Preisträger rief Uli Jäger, Director Peace Education, Berghof Foundation, dazu auf, die Friedenspädagogik weltweit zu stärken. Die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Friedensgefährdungen und Sicherheitsbedrohungen einerseits und der Friedens-, Sicherheits- und Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bündnispartner andererseits sei angesichts der weltpolitischen Lage dringender als jemals zuvor. Dabei gehe es auch um die Formen der Kriegsbeteiligung Deutschlands und damit der steigenden persönlichen Betroffenheiten in Familien und Schulen. „Nicht ohne Grund gibt es (wieder einmal) Streit um den Frieden in der Schule. Der aktuelle Anlass: Die Bundeswehr setzt seit einigen Jahren auf verstärkte Präsenz in den Schulen und bei der Ausbildung des Lehrpersonals. Eine Koalition, getragen vor allem von Friedensinitiativen, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und kirchlichen Organsationen fordert dagegen „Schulen ohne Militär“ und einen Ausbau der Friedenspädagogik.
Es stellt sich die Frage, wie der Meinungsbildungsprozess in Sachen Krieg und Frieden, Konfliokt und Gewalt an Schulen in Zukunft organisiert und begleitet wird. Friedenspädagogik muss hier eine leitende Rolle einnehmen. Erfahrungen, auch mit Internetangeboten, liegen vor. Ob Schulen sich an neuen konzeptionellen Überlegungen beteiligen und diese in die Praxis umsetzen, hängt auch von der Attraktivität der Angebote, dem Verhalten der politisch Verantwortlichen und den verfügbaren Ressourcen ab. Es bedarf eines starken und koordinierten Signals der Landesregierungen und Kultusministerien für eine verstärkte Förderung der Friedenspädagogik an Schulen!“








